Anaklia und Hochzeit

 

Der große Tag der Hochzeitsfeier begann damit etwas länger auszuschlafen. Da wir erst gegen 16 Uhr abgeholt werden würden, spazierten wir ein wenig durch Anaklia.

 

 

Der Ort war als Urlaubs- und Badeort geplant, steht mittlerweile aber voller halbfertiger Bauruinen. Auch hier war der Regierungswechsel daran schuld, wie wir mittlerweile erfahren haben. Sämtliche Bauruinen in Georgien resultierten aus der Tatsache, dass ab ca. 2004 die Regierung viele ambitionierte Immobilienprojekte auf den Weg brachte, die Regierung danach jedoch alles komplett stoppte. Und so ist auch Anaklia nur halbfertig, was für alle, die bereits investiert hatten, sehr ärgerlich sein dürfte.

 


 

Jetzt, in der Nebensaison wirkt die Gegend rund um die Strandpromenade von Anaklia wie eine Geisterstadt.

 

 

Nachmittags begannen die Hochzeitsfeierlichkeiten damit, dass wir vom Hotel abgeholt wurden und nach Sugdidi gefahren wurden, da es üblich ist, dass sich alle Gäste erstmal zuhause bei den Eltern versammeln. Unterwegs machen wir einen Zwischenstopp, um das Brautpaar beim Fotoshooting zu besuchen.

 

In Sugdidi gab es einen Zwischenstopp, um noch mehr Leute in unserem Bus aufzunehmen. Wir fingen an zu ahnen, was für eine Feier wir am Abend haben werden, als man uns sagte, „das sind die Tänzer“.

 

Zu guter Letzt erreichten wir das Haus der Mutter, wo die gesamte Hochzeitsgesellschaft (150 Leute!) bereits warteten. Es war der spannendste Moment, war es doch das erste Mal, dass unsere Deutsche „Delegation“ die Familie und die Freunde der Braut kennen lernten!

In dem kleinen Wohnzimmer wurde es schnell eng, als alle das Brautpaar begrüßten. Es gab eine erste Hochzeitstorte und viel süßes sowie ein Glas Champagner.

 

Zurück in Anaklia im Ballsaal des Hotels erlebten wir mit allem Saus und Braus, was eine georgische Hochzeit ist. Die Tische waren von Anfang an mit sich stapelnden Tellern mit Essen vollgedeckt:

 

 

Später wurde allerdings immer weiter nachgelegt. Es stand auch von Anfang an Schnaps auf den Tischen und es gab nicht nur Wein- und Wassergläser, sondern auch gleich schon Schnapsgläser.

 

Eine Band spielte quasi den ganzen Abend durch und es war ein ständiger Wechsel von Stücken, bei denen alle tanzten, dann wieder ein Stück, bei dem nur die Tänzer georgische Tänze aufführten, ähnlich wie wir es schon am Vortag gesehen hatten, und immer wieder ein langsameres Stück für Pärchentänze.

 

Was es auch immer wieder zwischendrin gab: Trinksprüche. In Georgien gibt es für jeden Tisch einen Tischführer, den Tamada. Für die gesamte Hochzeitsgesellschaft gibt es einen Haupt-Tamada, der mit einem Mikrofon die Trinksprüche in blumiger Sprache ausspricht: Auf das Brautpaar, den Weltfrieden, auf Gott und den Patriarchen der orthodoxen Kirche, auf die verstorbenen Verwandten, etc. Und jedes Mal müssen die Tamada der anderen Tische mit anstoßen und trinken. Am deutschen Tisch war ich der Tamada, was ich allerdings erst erfahren habe, als wir alle schon beim Essen waren. Der Haupt-Tamada, ein Cousin der Braut, wollte mich anscheinend testen und brachte mich mit Zeichensprache dazu, ständig die Gläser Wein in einem Zuge auszutrinken. Als er mich schlussendlich mit einem Trinkhorn aus Kristallglas abfüllen wollte, wurde ich von Freunden der Braut gerettet und konnte den Abend einigermaßen unbeschadet überstehen.

Es wurde noch viele Stunden getanzt, angestoßen und man lernte nach und nach viele neue Verwandte kennen.

 

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