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Cu Chi Tunnel und Cao Dai Tempel

Die erste der beiden Touren, die wir gebucht hatten, führte uns in den Nordwesten von Ho Chi Minh City. Eine typische Tour, bei der man zwei Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet: Die Cu Chi Tunnel und den Cao Dai Tempel.

In einer Entfernung von ungefähr 2 Stunden befindet sich das Gebiet der Cu Chi Tunnel. Diese Tunnel wurden insbesondere von den Vietcong während des Vietnamkrieges in den Jahren 1960-1975 genutzt. Auf einer Gesamtlänge von über 250km ziehen sich die Tunnel durch ein riesiges Gebiet und bilden ein Labyrinth, das bis nach Saigon reichte und sogar Ausgänge in den Lagern der Amis hatte.

Die Vietcong lagerten dort Waffen, lebten dort und führten ihren Guerilla Krieg gegen die Amis. Zum einen konnten die Vietcong in winzigen Löchern verschwinden, sodass die Amis nicht hinterher konnten (wenn sie die Eingänge überhaupt gefunden haben).

Zum anderen waren die Tunnel extrem eng – das Stück das wir mal testweise durchlaufen durften war nach dem Krieg für die Touris verbreitert worden! Auf einem Stück von 100 Metern konnte man wahlweise 20, 40, 60, 80 oder 100 Meter weit laufen – oder eben vorher einen Ausgang wählen. Die meisten haben es nur 20 Meter ausgehalten. Christian war der einzige, der die gesamten 100 Meter durchlaufen, und auf dem letzten Stück soger gekrochen, ist.

Nicht nur die Tunnel und das plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Vietcong hat den Amis zu schaffen gemacht. Auch die wirklich fiesen Fallen der Vietcong – ursprünglich Fallen zur Jagd von Tigern und ähnlichen (Raub-) Tieren – müssen den Amis einen nachhaltigen Schrecken eingejagt haben.

Wenn man auf diese Falltür trat:

Dann drehte sich die Falltür in der Mitte um die kurze Achse

und man landete auf diese Bambusspießen:

Danach drehte sich die Falltür weiter, bis sie sich wieder waagerecht verschloß. Die Kameraden konnten nicht sehen, wo der schreiende Kamerad verschwunden ist und sind im Zweifels falls sogar ebenfalls dort reingetreten.

Die Tunnel und die Fallen sind nur zwei von mehreren kleinen Attraktionen in diesem Gebiet. Es wird einem auch gezeigt, wie die Vietcong gekocht haben. Um nicht durch den Rauch entdeckt zu werden, haben die Vietcong zwei Dinge getan: erstens nur morgens gekocht, wenn es in dem Gebiet eh neblig war, zweitens haben sie den Rauch vom Herd durch ein Röhrensystem erst weit weg von der Küche durch einen kleinen Laubhügel an die Oberfläche kommen lassen. Die Küchen sahen so aus:

Weiterhin wurde uns dort gezeigt, wie man Reispapier macht. Dünne Fladen, die Zubereitung sieht ähnlich aus wie die von französischen Crepes. Der wässrige Teig wird auf einem Tuch ausgebreitet, dass auf einem Topf mit kochendem Wasser gespannt ist. Durch den Dampf bindet sich der Teig und ein „Reis-Crepes“ entsteht. Dieser wird auf Palmenblätter Tabletts in der Sonne getrocknet und hält dann relativ lange als Vorrat.

Ebenfalls eine Attraktion, wenn auch vielleicht nicht nach jederman’s Geschmack, ist die Möglichkeit mit einer der damals im Vietnamkrieg benutzten Waffen zu schießen. Es gab verschiedene Typen an Gewehren und Maschinengewehren zur Auswahl – natürlich auch die Klassiker: M16 und AK47. Wir haben uns eine AK47 ausgesucht und 10 Schüße regelrecht in den Sand gesetzt (denn man schiesst auf Zielscheiben die sich vor einem Sandhügel befinden). Als mir der Pulverdampf in die Nase stieg, fühlte ich mich ein wenig an die alten Bundeswehrzeiten auf den Schießbahnen erinnert. Mit dem Unterschied, dass die Gewehre hier am Lauf befestigt sind, damit niemand Unsinn machen kann.

Die zweite Station war der Cao Dai Tempel, unser Busfahrer kachelte mit einer für die hiesigen Verhältnisse beängstigenden Geschwindigkeit von den Tunnel dorthin.

Der Tempel stellte sich als ein totales Kontrastprogramm nach den aus Kriegsgründen erbauten Tunneln heraus.

Der Cao Dai Tempel ist das Zentrum des Caodaismus, einer Religion, die aus drei Ursprungsreligionen besteht: Buddhismus, Taoismus und Confuzianismus. Der Caodaismus ist mit mehreren Millionen Anhängern die drittgrößte Religion in Vietnam, nach Buddhismus und Katholizismus. Das zentrale Zeichen ist ein Auge in einem Dreieck – und ich musste spontan an diverse Verschwörungstheorien und an Dan Brown denken, insbesondere, als ich in der Kirche eine Tafel sah, auf der erklärt wurde, dass auch Victor Hugo Anhänger dieser Religion war.

Die Kirche ist eine architektonische Kuriosität. Unser Tourguide sprache Coa Dai immer so aus, dass man meinen könnte er meine Gaudi – und das hätte man fast glauben können, schliesslich baute Gaudi in Barcelona ja ähnlich skurrile Gebäude.

Als wir ankamen, war die 12 Uhr Messe in vollem Gange – und ebenso ca. 30 Busladungen Touristen, die mit ihrer Masse und dem ständigen Geknipse die Zeremonie dennoch nicht zu stören schienen. Da diese Zeremonie zwar viermal täglich, aber nur einmal zu einer für Touristen akzetablen Zeit stattfindet (um 12 Uhr), war klar, warum unser Busfahrer so geheizt ist. Wären wir 15 Minuten später angekommen, hätten wir eine leere Kirche besichtigt.

Auf dem Rückweg gab es noch eine Station mit einem schrägen Beigeschmack: wir wurden bei einer der Fabriken für Souvenire vorbeigefahren. Erst wurde uns kurz erklärt, wie all die Teller, Schalen, Schatullen und anderen Holzschnitzereien verarbeitet werden, dann musste man auf dem Weg zum Ausgang durch einen riesigen Markt für alle diese Dinge durchspazieren. Zumindest wissen wir jetzt, wo all die Souvenire hergestellt werden, die wir bisher überall in Vietnam gesehen haben.

Abends waren wir gegen 19 Uhr zurück in Saigon und sind mit besagtem Ex-Kollegen und seiner vietnamesischen Freundin Essen gegangen. Die Einrichtung war typisch 60er Jahre, das Essen extrem lecker. Statt lange die Karte zu studieren, hat die vietnamesische Freundin einfach ein Sammelsurium an leckeren Dingen bestellt:

Und wieder was gelernt: Suppe essen die Vietnamesen entweder zum Frühstück (z.B. eine Hühner Reissuppe), oder als letzten Gang bei einem Abendessen. Die Suppe, die oben zu sehen ist, war quasi unser „Nachtisch“.

Fotos: Saigon, Cu Chi Tunnel und Cao Dai Tempel

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